(UN)BEZAHLBAR - Die Kunst der Wertschätzung 28. März 2024

#1to1dialogues

#GoodPlayFairPay – Demonstration in Münster 2022 für faire Musikhonorare mit 120 Mitwirkenden aus ganz Deutschland

© Maren Strehlau

Willkommen zu unserer fünften Ausgabe der 1:1 DIALOGUES. Unser Gast ist Gerald Mertens - seit 2001 Geschäftsführer von unisono, der Deutschen Musik- und Orchestervereinigung, als Rechtsanwalt in Berlin tätig, und u.a. auch Vorsitzender des Netzwerk Junge Ohren. Für Schott Music hostet er den wunderbaren Podcast „Klangvoll - aus dem Maschinenraum des Musikbetriebs” wo Franziska im letzten Monat über 1:1 CONCERTS gesprochen hat. Hier kommt die Gegeneinladung. 

(Un)bezahlbar?! Ein etwas provokanter Titel, der in mehrere Richtungen weist. Unsere vielfältige deutsche Theater- und Orchesterlandschaft ist ein unbezahlbar wertvoller Schatz, 2014 nahm die Deutsche UNESCO-Kommission die Theater- und Orchester­landschaft in die nationale Liste des Immateriellen Kulturerbes auf. Gleichzeitig jedoch konnten freischaffende Künstler:innen, vor allem in der Pandemie, mit ihrer Kunst kaum ihre Existenz sichern. Dabei stellt sich  immer wieder die Frage: wieviel darf Kultur kosten? Über das Bezahlbare und das Unbezahlbare, über Wert und Wertschätzung spricht heute Franziska mit Gerald Mertens.

Franziska im Gespräch mit Gerald Mertens. Insta Live jetzt auf Youtube nachzuhören und -sehen...

Franziska Ritter: Herr Mertens, was war denn heute für Sie schon unbezahlbar?

Gerald Mertens: Ich habe heute eine neue Podcast-Aufnahme mit Annette Josef vom Mitteldeutschen Rundfunk gemacht, die dort die Hauptabteilung MDR Klassik leitet. Und das war so ein tolles Gespräch, das war unbezahlbar.

Lassen Sie uns direkt über das Bezahlbare sprechen: Im Januar 2024 hat unisono auf seiner Website Mindesthonorare für freischaffende Musiker:innen veröffentlicht. Und soweit ich das richtig verstanden habe, Herr Mertens, sind das tatsächlich Mindest-Standards, also absolute Untergrenzen. Als Tagessatz sind dort 265 € empfohlen. Auch andere Vereine machen sich gerade sehr stark für Mindeststandards, FREO z.B. für die freien Ensembles und Orchester. Der Deutsche Musikrat empfiehlt als auskömmliches ein Tageshonorar von 675 €. Können Sie uns einen kurzen Einblick in den Aushandlungsprozess geben? Und warum es so schwer ist, diese Standards am Ende in der Praxis auch durchzusetzen?

© Maren Strehlau

Also zum Einen muss man erst mal die Betroffenen einbinden, das sind die freischaffenden Musikerinnen und Musiker. Das haben wir in den vergangenen Jahren verstärkt getan, das heißt, wir reden immer aus der Praxis für die Praxis. In Zusammenarbeit mit den Freischaffenden wurden dann diese Honorar-Mindeststandards entwickelt inzwischen in der Tat auch etabliert, denn wir haben das nicht irgendwie aus der Luft gegriffen, sondern haben geschaut, was ein vergleichbarer Orchestermusiker verdient und haben das quasi von dieser Tarifvergütung aus übertragen. Was muss analog dazu ein freischaffender Musiker, eine freischaffende Musikerin verdienen, wenn sie auf ein ähnliches Einkommen kommen will? Zu Grunde gelegt haben wir eine mittlere Tarifvergütung, also wie in einem öffentlich finanzierten Orchester eines Stadttheaters. Daraus haben wir dann abgeleitet, wie häufig ein freischaffender Musiker in einem Monat eingesetzt werden muss, mit Aufführungen und Proben in Projekten, die von der öffentlichen Hand finanziert werden. Und was muss er dann eigentlich verdienen, um halbwegs über die Runden zu kommen? Daraus haben wir dann diese Honorar-Mindeststandards entwickelt. 

In Deutschland haben wir ja den Bund und die Bundesländer, und darüber hinaus die Kommunen, die maßgeblich für die Kulturfinanzierung zuständig sind. Ansprechpartner ist in der Regel dann also die Bundesregierung für die eigenen Bundesprojekte (die Kulturstaatsministerin) und für die 16 Länder die Kultursenator:innen und Kulturminister:innen. Die haben wir mehrfach angesprochen und sind dabei sehr weit gekommen: Das Land Mecklenburg-Vorpommern, zum Beispiel, hat in einer entsprechenden Richtlinie die Honorar-Mindeststandards der Verbände jetzt für verbindlich und anwendbar erklärt. Also Mecklenburg-Vorpommern ist da vergleichsweise vorn! 

Und auch die Kulturstaatsministerin hat ja verkündet, dass ab dem 1. Juli 2024 alle vom Bund finanzierten Projekte verpflichtet werden, die Honorar-Mindeststandards der Verbände und der anderen Vereine, z.B. Verein für Alte Musik, Jazz Union oder eben auch unisono, einzuhalten. Es gibt zwar noch ein paar kleine Unschärfen, weil der Jazz- und Rock / Pop Bereich anders funktioniert als der Klassik Bereich, Alte Musik wieder anders als zeitgenössische Musik und unterschiedliche Förderstrukturen hat. In jedem Fall  sind wir im Moment gefühlt so weit auf dem Weg, wie wir noch nie waren. Da gibt es auch kein Zurück! Corona hat das ja auch ein bisschen befördert, dass wirklich jeder Kulturpolitiker, jede Kulturpolitikerin begriffen hat, dass wir da etwas tun müssen! Die Kulturminister-Konferenz - das ist ja der Zusammenschluss der 16 Kulturminister:innen und Kultursenator:innen - hat da auch einen ausdrücklichen Beschluss gefasst, dass man über eine Honorar-Matrix diese Honorar-Mindeststandards etablieren will. Es gilt,  die  anderen 15 Bundesländer zu überzeugen - das ist ein langer Weg. Aber wir sind auch an diesen Bundesländern dran und führen dann auch mit einzelnen Abteilungsleiter:innen, Staatssekretär:innen oder bis auf die Minister-Ebene entsprechende Gespräche, um das weiter voranzutreiben. 

Das klingt nach einem wirklich wichtigen Meilenstein, vor allen Dingen dann ab Sommer, wenn es verpflichtend für die staatlich geförderten Projekte wird. Werfen wir mal ganz konkret einen Blick auf das Format der 1:1 CONCERTS, das mittlerweile fast ausschließlich von freischaffenden Musiker:innen gespielt wird. Wir als Veranstalter haben uns „faire Bezahlung” auf die Fahnen geschrieben. Die Konzerte dauern jeweils nur eine Viertelstunde und sind ja für einen einzigen Menschen im Publikum, also das denkbar unrentabelste Format, wenn man es wirtschaftlich betrachten will. Wie würden Sie hier das Honorar eines freischaffenden Musikers oder einer Musikerin kalkulieren? 

Das ist so ein spezielles Projekt, das man das nicht mit den anderen vergleichen kann. Und 1:1 CONCERTS macht es ja im Grunde auch so, dass man das gibt, was es einem wirklich wert war und das kann ja so unterschiedlich sein. Ich finde das einen guten Ansatz, weil dieses „persönlich von Musik berührt zu sein” und zu sagen: „wow, das hat mir jetzt wirklich etwas gebracht” oder vielleicht hat es auch nichts gebracht, aber dann ist es halt so. Aber ich denke, dass genau diese Verknüpfung von Ausübenden und Zuhörenden diesen Punkt rüberbringt. Berührt jemanden diese Musik und er oder sie wird dadurch verändert, oder kommt anders, im Idealfall also transformiert aus dem Konzert und sagt „das war für mich so eine tiefgreifende Erfahrung, dass ich bereit bin, für diese 15 Minuten dann 50 € zu geben oder beispielsweise vielleicht auch nur 25 €.“ Ja, also da würde ich jetzt keinen Wert festlegen, weil das eine höchst individuelle Vereinbarung ist.

Franziska: Schön, dass sie das sagen, weil das Spendenvolumen im Schenkungskreislauf unserer Hörer:innen tatsächlich zwischen null bis 300 € liegt, oft zwischen 25 und 50 € und wenn jemand nur 2 € gibt, ist es auch vollkommen in Ordnung. In der Pandemie, als das Projekt ja international sehr schnell sehr groß geworden ist, haben wir aber tatsächlich auch festgestellt, dass die viel stärkere Währung nicht das Geld, sondern die Emotionen und die Resonanzen sind, also die Tränen, die da fließen. Dass mir jemand zuhört und dass mir jemand danach sogar einen Liebesbrief schreibt: das ist etwas  unglaublich wertvolles und das bleibt auch. Davon kann man zwar nicht seine Miete zahlen, aber es ist gleichzeitig unglaublich wichtig im Sinne einer Wertschätzung für die Musiker:innen, die in dieser Weltkrise, als die Menschen und die Kultur hinter die Bildschirme verbannt waren, oft an ihrer sinnstiftenden musikalischen Tätigkeit zweifeln mussten und in diesem Projekt wieder Selbstwirksamkeit erfuhren. 

© Astis Krause

Die Zielsetzung unseres Projektes war und ist die Unterstützung der freischaffenden Musiker:innen, mit Hilfe der Orchestermusiker:innen, die sich in das Projekt hineinschenkten und mit den Publikumsspenden wurden damals gemeinsam mit der Deutschen Orchester-Stiftung als Spendenpartner Stipendien an die Freischaffenden ausgezahlt. Jetzt, nach der Pandemie, spielen wir fast ausschließlich direkt mit Freischaffenden und daher beschäftigt uns vor allem eines: Wie schaffen wir es, unsere freien Musiker:innen und alle Beteiligten fair zu bezahlen? Und was ist eigentlich eine faire Bezahlung? Ich finde wahnsinnig wichtig, dass wir offen über Geld sprechen. Unser Standardsatz liegt für Musiker:innen bei 200 € pro Stunde / 4x 1zu1 (also 50 € pro 1:1 CONCERT / pro Hörer:in). Wir sind also gar nicht so weit entfernt, wahrscheinlich sogar etwas über den Mindest-Honoraren, weil es bei uns keine große Probentätigkeit im Vorfeld gibt. Aber damit ist das Konzert ja noch nicht organisiert und das Ganze drumherum auch nicht. Mit den regionalen Projektteams und Förderpartner:innen ist es für uns immer wieder ein spannender Aushandlungsprozess, wie wir fair für alle Beteiligten kalkulieren. Insofern freuen wir uns, wenn diese Themen durch unisono und die anderen Akteur:innen auf politischer Ebene vorangetrieben werden. 

Das andere ist aber die Wertschätzung. Wechseln wir noch mal die Perspektive auch in die Orchesterlandschaft, in die festen Orchester, was ja ein sehr besonderer Arbeitsplatz ist, gerade in einem Opernhaus, wo in einem Orchestergraben gar keine einfachen Arbeitsbedingungen sind und der hart umkämpfte Musiker:innen-Beruf zudem von einem anspruchsvollen langen Ausbildungsweg gekennzeichnet ist. Wir sind ja nicht erst seit der Pandemie so sensibilisiert auf Themen wie Gesundheit und Achtsamkeit, neue Führungsstile und Arbeiten auf Augenhöhe und auch andere Arten der Zusammenarbeit. Wie steht es denn um den oder die deutsche Orchestermusiker:in? 

Ja, den deutschen Orchestermusiker als Archetyp gibt es ja gar nicht, sondern es sind eben fast 10.000 Menschen, die in einer Festanstellung in den Rundfunkorchestern, in Opern-, Konzert- oder Kammerorchestern unterwegs sind. Und da gibt es dann eine ganz große Bandbreite - es gibt Orchester, die sehr gut aufgestellt sind, wo es ein  wertschätzendes Arbeitsumfeld gibt  und auch das gesamte Orchester im Prinzip neu gedacht wird, z.B.  die Staatsphilharmonie Ludwigshafen. Auch  gibt es andere Orchester, wo im Moment der Haussegen schief hängt, eine wirklich sehr, sehr schwierige Arbeitsatmosphäre herrscht und wo die Leute frustriert sind, etwa das Staatsorchester in Kassel oder auch in Wiesbaden. 

Wir setzen uns natürlich dafür ein, dass es insgesamt eine andere Führungsstruktur, eine andere Führungskultur in Orchestern gibt und dass der oder die Musiker:in nicht nur verpflichtet wird, auf das was im TVK / in seinem bzw. ihrem Arbeitsvertrag steht, also: „Du bist jetzt Tutti zweite Geige und das vom Einstieg ins Orchester bis zu deiner Rente!“. Sondern wir schätzen ihn oder sie als Musikerpersönlichkeit, die eben noch weitere Qualifikationen hat. Diese werden aber in der Regel nicht abgefragt, da spielt Kammermusik eine wichtige Rolle, oder  auch  Moderationstätigkeiten - da sind so viele versteckte Potenziale in den Musiker:innen, dass viele Freischaffende sagen: auf diese Weise  so eingezwängt zu sein, das ist nichts für mich - deswegen gehe ich in die freie Szene. Und das ist ja irgendwie abstrus, dass man Orchestermitglieder so einzwängt, dass sie quasi frustriert sind und dann ihre künstlerische Tätigkeit in Kammermusik außerhalb des Dienstes oder als Solist oder in anderen Ensembles auslebt. Das ist ja völlig verrückt. Ich glaube, davon müssen wir wirklich weg, denn in der freien Wirtschaft wird nicht nur geguckt, ob diese Person nur diesen Job ausfüllt, sondern was diese Person noch kann.

Republikweit - hier in Kiel - unterstützen 2023 unisono-Mitglieder ihre Kolleg:innen von ver.di bei den Streiks im Vorfeld der dritten Runde bei den Tarifverhandlungen.

© unisono

Und wenn wir in Richtung Diversität denken: Was bringt diese Person an Bereicherung für meinen Betrieb mit? Das wird im Orchester nicht abgefragt! 

Wir haben neulich mal nachgeschaut: unsere 12.800 unisono Verbands-Mitglieder kommen aus 77 verschiedenen Nationen. Das ist so ein Reichtum, wo wir uns auch fragen, wie wir das noch anders aufgreifen und anders nutzen können. Wie kann diese Diversität auch als Bereicherung in den Orchester-Alltag einbezogen werden? Da sehe ich ein sehr, sehr großes Potenzial im Bereich Arbeitszufriedenheit und der Weiterentwicklung von Orchester-Betrieben, indem man eben noch mehr auch die Persönlichkeiten der Musiker:innen abfragt und sie nicht nur zur zweiten Geige abstempelt.

Und gibt es dazu ganz konkrete Ansätze? Von unisono zum Beispiel? Was können Sie als Vereinigung tun?

Wir können das einerseits thematisieren und diskutieren, was wir ja auch auf Veranstaltungen tun, beispielsweise beim Deutschen Orchestertag oder auf den internationalen Orchester-Konferenzen, in Breslau war jetzt gerade eine, die nächste wird in Malmö stattfinden. Wir tauschen uns also international aus und versuchen natürlich auch, behutsam durch die Diskussion mit den Kolleg:innen und auch mit der Arbeitgeberseite dieses Modell „Orchester” zu beleuchten, was im Opernbetrieb noch mal eingespannter und schwieriger zu verändern ist. Aber im Konzertbetrieb, also gerade Kammerorchester und Konzertorchester, haben dort größere Möglichkeiten. Rundfunk-Klangkörper sind im Moment ganz besonders im Brennpunkt, müssen sich da auch noch weiterentwickeln. Wir haben eigentlich sehr viele Potenziale und da versuchen wir auch unsere eigenen Ehrenamtler, Orchestervorstände und Delegierten zu empowern, damit sie in die Lage versetzt werden, diese Diskussion dann auch in den Betrieben zu führen. 

Lenken wir den Blick noch einmal in Richtung Publikum, deren Applaus ja auch eine Art Währung ist. Und in Richtung Ticketpreise, worüber wir natürlich viel steuern können und Zugang schaffen oder eben auch Zugang verhindern können. Arbeiten Sie als Vereinigung auch in diese Richtung?

Das Thema Publikum berührt uns schon seit Jahren, deswegen bin ich ja auch Vorsitzender vom „Netzwerk Junge Ohren” geworden, weil eben das junge Publikum von heute das erwachsene Publikum von morgen ist, und wir schauen da nicht nur auf das „junge” Publikum sondern auf diverse Publikumsgruppen. Wir müssen auch auf älteres Publikum oder ein beeinträchtigtes Publikum, das eben nicht mehr in den Konzertsaal kommen kann, schauen; wir decken eigentlich die ganze Bandbreite damit ab. 

Was Ticketpreise und Zugänglichkeit betrifft, muss man ja sagen, dass wir in den Theatern und Orchestern überwiegend öffentlich finanziert werden, gerade um eine Zugänglichkeit zu gewährleisten. Also wenn ich Rentner:in bin und wenig Geld habe oder wenn ich Studierende oder Schüler:in bin, gibt es ja sehr sehr stark rabattierte Ticketpreise, sodass ich für 9 € mit großer Reduktion eine hervorragende Vorstellung in einer Oper oder in einem Konzert sehen kann. Das ist ja in Deutschland zum Glück doch sehr stark rabattiert. Schauen Sie nach England, schauen Sie nach den USA - dort sind die Ticketpreise so astronomisch hoch, dass auch damit eine soziale Ausgrenzung stattfindet. Das findet in Deutschland gerade nicht statt. Also rein sozial ist es möglich, eben auch für einen geringen Groschen in ein Theater oder in ein Orchester zu kommen, und das finde ich auch gut so.

© Florian Arp

Es ist in diesen Tagen extrem auffällig, dass mal wieder unglaublich viel gestreikt und demonstriert wird. Sie selbst kamen gerade noch so pünktlich zu unserem Termin, trotz BVG Streik. Die Postbank streikt, die Lufthansa streikt, die Orchester haben in Lüneburg und anderswo auch gestreikt. Das begleiten sie ja im medial auch ganz fantastisch und haben da viel erreicht. Für die Freischaffenden und dann vor allen Dingen für die Solo-Künstlerinnen als „Einzelkämpfer:innen” fehlt diese Lobby. Was könnten sie tun, um mehr Gehör zu finden? 

Allen, die da als Einzelkämpfer:innen unterwegs sind, kann ich nur empfehlen, sich den entsprechenden Verbänden anzuschließen. Denn Verbände haben eben die Möglichkeit, diese „PS” auch wirklich auf die Straße zu bringen. Wir hatten z.B. die Aktion 999, das war am 9.9.2022, da standen wir um 9 Uhr vor 16 Kultusministerien gleichzeitig, Freischaffende und Festangestellte, und haben diese Honorar-Mindeststandards und die entsprechenden Forderungen an die Minister übergeben.

Man muss sich wirklich zusammenschließen, man muss sich organisieren und darf nicht einfach darüber klagen, dass alles so schwierig ist und dass die Kunst keine Lobby hat. Die Kunst hat eine Lobby, aber man muss selbst etwas dazu beitragen. Auch Tarifverträge wachsen nicht auf Bäumen, die gibt es nur deswegen, weil sich die Musiker:innen für ihre Interessen zusammengeschlossen haben. Und das ist im Tarifvertragsbereich für die Festangestellten nichts anderes als für die Freischaffenden, die natürlich ganz andere Herausforderungen haben. Aber gerade weil das so ist, muss man sich zusammenschließen und die gemeinsamen Interessen artikulieren. Und wir versuchen, das verstärkt eben zu organisieren.

Vielen Dank, Herr Mertens, das ist ein fantastisches Schlusswort und damit würde ich sie gerne in einen unbezahlbar schönen Abend entlassen. Ich bedanke mich für das wertvolle Gespräch. 

Gerne. Das hat Spaß gemacht.

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