Inklusiver Soundwalk in Lößnitz
06. Juli 2025
#unheardsounds

Im Juni 2025 wurde die Gießerei in Lößnitz zum Schauplatz eines ganz besonderen Klangabenteuers: Unter dem Titel „Ich hör etwas, was Du nicht hörst“ trafen sich Schüler*innen der Landesschule für Blinde und Sehbehinderte Chemnitz und Beschäftigte eines Industrieunternehmens, um gemeinsam mit dem Soundkünstler Jonas Urbat die akustische Welt der Industrie zu erkunden. Das Projekt wurde durch den Gemeinschaftsfonds Zukunftswege Ost gefördert und von Buntmacher*innen e.V. in Kooperation mit dem 1:1 CONCERTS e.V. organisiert.

Vielfalt als Reichtum
Ziel des Projekts war es, Vielfalt und Diversität als gesellschaftlichen Reichtum erfahrbar zu machen und Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten in einen kreativen Austausch zu bringen. Gerade die Begegnung zwischen Schüler*innen mit Sehbeeinträchtigung und Unternehmesmitarbeiter*innen stand im Mittelpunkt: Gemeinsam wurden unter Leitung des Soundkünstlers Jonas Urbat mit Aufnahmegeräten und Mikrofonen Klänge gesammelt, Perspektiven ausgetauscht und die Gießerei als Klangraum neu entdeckt. Jonas, der mit SoundWERK Productions spezialisiert ist auf das Hörbarmachen von Klängen in Industrieorten, beschreibt den Hörspaziergang als ein sehr besonderes Erlebnis:
Die Eisengießerei ist einer der Orte, deren visuelle Größe und Ästhetik sich komplett in ihrem Sound widerspiegelt. Deshalb war es besonders toll, die Begeisterung der Kinder zu beobachten, die sich dieses Erlebnis rein auf der akustischen Ebene erschlossen haben. Die Schüler waren super offen und neugierig und haben sich mit einer großen Selbstverständlichkeit in der neuen Umgebung bewegt, da war ich auch von der umsichtigen Gelassenheit der Lehrerinnen beeindruckt!

Kreative Teilhabe und Selbstwirksamkeit
Der Soundwalk bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre individuellen Wahrnehmungen einzubringen und sich als Expert*innen ihrer eigenen akustischen Welt zu erleben. Sven Müller, Fachkraft für Arbeitssicherheit und Betriebsrat der Gießerei Lößnitz, gibt uns Einblick in seinen Höreindruck:
Das markanteste Geräusch ist für mich immer noch dieses fließende Eisen, das klingt wirklich wie Wasser. […] Dieses Plätschern von flüssigem Eisen […]. Und immer noch im Hinterkopf zu haben, welche Gewalt man dafür braucht, welche Naturgewalt man freisetzen muss, um so einen harten Werkstoff flüssiger wie Wasser zu machen.
Die entstandenen Tonaufnahmen und Gespräche bilden die Grundlage für ein dokumentarisches Klangmaterial, das im November 2025 in einem inklusiven Konzert öffentlich präsentiert wird. So wird das verbindende Potenzial gemeinsamer künstlerischer Erfahrungen für ein breiteres Publikum hörbar gemacht.

Ein starkes Netzwerk für Inklusion
Das Projekt ist Teil des Festivals UN:HEARD SOUNDS OF INDUSTRY von 1:1 CONCERTS und steht beispielhaft für die Arbeit von Buntmacher*innen e.V.: Seit 2018 engagiert sich der Verein ehrenamtlich für Vielfalt, demokratische Werte und gesellschaftlichen Zusammenhalt in Chemnitz und der Region. Die Kooperation mit der Landesschule für Blinde und Sehbehinderte und lokalen Unternehmen eröffnet neue Wege der Teilhabe und Inklusion.
Ein herzlicher Dank gilt dem Gemeinschaftsfonds Zukunftswege Ost, der mit seiner Förderung innovative, inklusive Kulturprojekte in Ostdeutschland ermöglicht. Ohne diese Unterstützung wäre die Umsetzung dieses besonderen Soundwalks nicht möglich gewesen.

