plötzlich persönlich
06. August 2025
#concert experience design
© Beethovenfest Bonn / Michael Staab
Nicht jedes Konzerterlebnis besteht nur aus dem passiven Lauschen der Musik – manchmal begegnen sich Menschen, Musik und Ideen ganz unmittelbar. Plötzlich persönlich kann helfen, so ein direktes Miteinander zu befördern und bringt ähnlich einem „Speed Dating” bisher Unbekannte in Kontakt und schafft Verbindungsachsen vor und nach dem Konzert oder in der Pause.
Das niedrigschwellige Format spielt mit dem Überraschungseffekt: In einem kleinen Infotext bei Konzertankündigung oder auch spontan am Eingang erfährt das Publikum von diesem speziellen Angebot. Man hat die Chance, plötzlich persönlich auf eine:n andere:n Hörer:in zu treffen, auf eine:n der Musiker:innen oder sogar auf den/die Intendant:in. Interessierte ziehen ein Los an einem eigens eingerichteten Infotresen.
Der lauschige Foyer-Bereich des wunderschönen Pantheon Theaters in Bonn ermöglichte 3 Gesprächssituationen parallel.
Dieses Los entscheidet, zu welchem "5 min-Zeit-Slot” die Interessierten aufeinander treffen. Vorab werden in einem eigens dafür eingerichteten Raum mehrere Zweier-Stuhlpaare aufgestellt, in ausreichender Entfernung voneinander, um Intimität zu wahren. Die Zeit pro Austausch ist bewusst begrenzt auf fünf Minuten. Ein Gong oder auch wahlweise eine 5-Minuten Sanduhr auf einem Beistelltisch kündigt die Runden an. Es entstehen kurze, intensive Begegnungen zwischen den Teilnehmenden.
Ziel ist es, einen zeitlich begrenzten Raum für inspirierenden Austausch zu schaffen. Man lernt neue Konzertbesucher:innen kennen, tauscht sich über die Musik aus oder kommt in direkten persönlichen Kontakt mit den Künstler:innen des Abends oder hat sogar die Möglichkeit, in einem direkten Gespräch mit dem/der Intendant:in Feedback zu geben.
Darf es heute plötzlich persönlich sein? Das Los entschied beim Konzert von Danae Dörken & Pascal Schumacher, Glass for Two, am 17. September 2025.
Der Prototyp am Beethovenfest 2025 zeigte: dieses kleine Gesprächsformat schafft Verbindung, Neugier und manchmal überraschende Erkenntnisse. Durch das direkte Gespräch entsteht eine besondere Stimmung im Saal. Manche wünschen sich noch mehr Zeit – aber das Format lebt genau von der Mischung aus Spontanität und Verknappung. Viele der Gespräche wurden danach spontan vertieft.
Varianten:
Ob im direkten 1:1 mit Künstler:innen, mit anderen Gästen oder auch mit Bühnentechniker:innen, dem Barpersonal oder den Garderobiers sind viele „Matches“ möglich und denkbar. Plötzlich persönlich lässt sich flexibel an Konzert, Raum und Publikum anpassen. Die schönsten Momente entstehen oft dort, wo man sie nicht erwartet. Bei no-shows haben weitere Neugierige die Chance teilzunehmen.
Wir haben dieses Concert Experience Design im Rahmen des von der Liz Mohn Stiftung geförderten Residenzprogramms Inside Artists des Beethovenfest Bonn entwickelt – in Zusammenarbeit mit Henrike Alscher und Lydia Kappesser.
Fotos: Michael Staab, Franziska Ritter