Die Fühlen-Journey am Beethovenfest 10. November 2025

#concert experience design

Die Listener Journey „Fühlen“ - wenn Musik zur inneren Bewegung wird!

Am 18. September 2025, zum Auftakt des Schostakowitsch-Zyklus mit dem Jerusalem Quartett am Beethovenfest, wurde mittels Experience Design Platons Idee vom Zusammenspiel der drei Seelenkräfte „Denken, Fühlen und Wollen“ auf besondere Weise lebendig. Hier konnten die Hörerinnen und Hörer selbst wählen, welcher dieser drei „Zugänge“ ihr Konzerterlebnis prägen sollte.

Die „Fühlen“-Journey wurde konzipiert und angeleitet von Christian Siegmund, gemeinsam mit Lina Pistorius vom Beethovenfest Team. Bei dieser ganz besonderen Reise stand die Stille und ihre Bedeutung für die Wahrnehmung von Musik im Mittelpunkt. Eigens für diese Journey wurde ein vom Konzertgeschehen abgetrennter Raum eingerichtet, um einen Safe Space für diese außergewähnliche Sinneserfahrung zu schaffen.

Der Fokus der Fühlen-Journey lag auf der Wahrnehmung der verschiedenen menschlichen Sinne, die teilweise verstärkt, teilweise im Sinne einer Intensivierung der Einzelsinne weggenommen wurden: Gehör, Sehsinn, Geschmackssinn, Tastsinn, Bewegungssinn, innere, soziale und emotionale Wahrnehmung. Ziel war es, durch diese Sensibilisierung ein „Anderes Hören“ der Musik zu ermöglichen.

Die fünf Phasen der Fühlen-Journey

1.  Sehsinn, Bewegungssinn

45 Minuten vor dem eigentlichen Konzert betraten die Teilnehmenden den Fühlen-Raum. Sie setzten schalldämpfende Kopfhörer auf und tauchten in die Stille ein. Kein Stimmengewirr, kein Stimmenbad – nur Atem, Herzschlag, Achtsamkeit. Jede:r bekam einen Handspiegel ausgehändigt und wurde eingeladen, durch eine Tür nach außen zu schreiten und dort rückwärtsgehend die Sinneseindrücke und Details wahrzunehmen.

Reflexion und Stille statt Champagner und Gewusel - vor dem Konzert auf dem Weg zum Anders Hören.

Reflexion und Stille statt Champagner und Gewusel - vor dem Konzert auf dem Weg zum Anders Hören.

© Christian Siegmund

2.  Gehörsinn, innere Wahrnehmung

In der erstem Konzerthälfte sollten die Teilnehmenden - nun ohne Kopfhörer mit „frischem“ Gehörsinn - besonders auf die Stille und Pausen in der Musik achten, das was zwischen den Tönen liegt.

3.  Geschmacksinn, Tastsinn

Währen der 20minütigen Pause bekamen die Teilnehmenden wieder Kopfhörer sowie ein Glas Wasser, das sie über die gesamte Pause hinweg intensiv und Schluck für Schluck austrinken sollten.

4. Gehörsinn, innere Wahrnehmung

In der zweiten Konzerthälfte tauschten die Teilnehmenden die Kopfhörer mit einer Augenbinde und lenkten „blind“ die Aufmerksamkeit darauf wie Musik ohne visuelle Reize klingt.

5. Sehsinn, Tastsinn, sozial-emotionale Wahrnehmung

Nach dem Konzert kamen die Teilnehmenden erneut in den „Fühlen-Raum“ und setzten sich in Paaren gegenüber und sahen einander 15 Minuten lang in die Augen.

Nach dieser so bewegenden wie intensiven Gefühlsreise hielten die Teilnehmenden in einem schriftlichen Feedback ihre Eindrücke und Empfindungen fest. In den Rückmeldungen klang tiefe Dankbarkeit und stille Verwunderung an: über das Innehalten, das Lauschen, das Abgeben der Kontrolle. Viele erlebten die Stille als wohltuenden Raum, als Ort, an dem Dunkelheit zu Klang und Wahrnehmung zu Bewegung wurde. Das blinde Hören öffnete neue Tiefe, das langsame Einstellen auf den Moment schuf Nähe – zu sich selbst, zu den anderen, zur Musik.

„Stille ist nun ein Ort, Dunkelheit sind Töne.“ Rückmeldung einer Teilnehmerin der Fühlen-Journey.

„Stille ist nun ein Ort, Dunkelheit sind Töne.“ Rückmeldung einer Teilnehmerin der Fühlen-Journey.

© Christian Siegmund

So wurde diese „Fühlen“-Journey für viele zu einer leisen, aber kraftvollen Reise: hinein in das Innere, rückwärts und sodann voran im Flug – ein Erleben, das nachklingt und Wiederholung verlangt.

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