Musikalische Denkwerkstatt 11. Oktober 2023

#volkenroda

© Astis Krause

Seit 2012 finden im thüringischen Kloster Volkenroda die „Sommerkonzerte Volkenroda“ statt. Mit dem Festival-Ensemble, interdisziplinären Gastkünstler:innen und in Kooperation mit lokalen Kulturakteur:innen inszenieren wir dort jedes Jahr für ein Publikum von jung bis alt, aus nah und fern, in außergewöhnlichen Kammermusikformaten das Spannungsfeld von Klang und Raum.

2023 wollten die Künstlerischen Leiter:innen Stephanie Winker und Franziska Ritter die innovative Kraft des Festivals in die Entwicklung neuer Begegnungs-Formate stecken. Sie stellten die Frage nach der eigenen Festivalausrichtung ins Zentrum der Betrachtung und luden vom 23. bis 25. Juni 2023 zu einem „Musikalischen Dialograum” - ein Wochenende voller musikalischer Werke und kreativem Denken.

Unter Leitung von Moderator Christoph Brosius erforschten wir drei Tage lang in verschiedenen Workshops - in der Verbindung von musikalischen Elementen und spielerischen Kreativ-Techniken und Konstellationen - die Alleinstellungsmerkmale des Festivals, um daraus Zukunftsvisionen zu entwickeln: Wie bringen wir Ideen zum Klingen und machen Visionen hörbar? Jede Werkstatt wurde vom Festival-Ensemble musikalisch durchzogen - Ausgangsmaterial war das 1982 veröffentlichte Quartett des amerikanischen Komponisten Peter Schickele, das wir in einer Fassung für Flöte, Violine, Horn, Violoncello und Klavier für unser Ensemble adaptierten. 

Die Denkwerkstätten waren mehrstufig aufgebaut. Bereits am Freitagabend reflektierten wir im Kernteam die Erkenntnisse unserer letzten Festival-Jahre. Was ist Dir in Erinnerung geblieben? Was bewegt dich beim Festival, was motiviert dich? Was darf gehen (Inhalt, Verhaltensweisen, ...)? Wovon willst du in Zukunft mehr erleben? Basierend auf dieser Einstimmung bildeten wir das Team zu “Resonanz-Sammler:innen” für die dialogischen Publikumsinteraktionen am zweiten Festivaltag aus. Hierfür destillierten wir gemeinsam eine Reihe an Themen, in denen die Sammler:innen mit dem Publikum auf die Suche nach Resonanzen gehen sollten. 

Am Samstagnachmittag eröffneten wir im Christus-Pavillon die Publikumswerkstatt. Zur Musik von Peter Schickele luden wir fünf kuratierte Gruppen zu einstündigen Gesprächskreisen ein, die von jeweils zwei Resonanz-Sammler:innen aus dem Kernteam geführt wurden. Zum Ende des Workshops gaben die Sammler:innen stellvertretend für die Gruppen wechselseitig einen Einblick in die eingefangenen Eindrücke. Aus diesem vereinten Pool an Gedanken wählten sich alle Teilnehmenden die für sie wichtigsten Resonanzen aus und schrieben diese Gedanken auf transluzente Folienwände. Aufgerichtet ergaben sich daraus kleine, individuelle “Resonanzräume”: stellvertretende sehr persönliche Miniaturen, die formal einen verbindenden Bezug auf die Architektur des Christus-Pavillons nahmen.

Nach dem Abendessen setzten wir in einer gemeinsamen Aktion die erleuchteten Resonanzräume auf den Teich vor dem Christus-Pavillon und sahen auf ganz poetische Art und Weise, wofür das Herz des Publikums schlägt.

Am Sonntag Mittag traf sich das Kernteam zum Abschluss der Denkwerkstatt, um die Resonanzen zu reflektieren und auszuwerten. Was und wen braucht es, damit diese Resonanzen auch in Zukunft entstehen können? Wie will dieses Team in Zukunft zusammenarbeiten? Dieser letzte Schritt endete mit einer Besprechung der Meilensteine zur Umsetzung der Ideen für die kommenden Jahre.

© Astis Krause

Am Samstagabend verwoben wir in dem Konzert „Werk-statt-Denken” die Eindrücke des Tages zu einem Kammerkonzert im Christus-Pavillon mit weiteren Werken wie Johann Sebastian Bachs Musikalisches Opfer oder Peteris Vasks (*1946): „Das Buch“ für Violoncello solo, Joseph Holbrooke Horntrio Nr 1 op 28 und Eric Ewazen (*1954)Trio für Flöte, Horn und Klavier.

Anke Heyn, Cellistin der Staatskapelle Dresden und 1:1 Pionierin der ersten Stunde spielt in der Werkstatt des Klosters Volkenroda

© Astis Krause

Und natürlich fanden auch dieses Jahr wieder 1:1 CONCERTS statt, denn diese wurden 2019 auf diesem Festival in Volkenroda aus der Taufe gehoben und sind seitdem jedes Jahr fester Bestandteil des Konzertwochenendes. Die musikalischen Blind Dates fanden 2023 hinter den Kulissen des Klosterbetriebes statt, passend zum Werkstatt-Motiv: in der Haustechnik-Werkstatt. Umrandet von Werkzeugen, Schrauben, Hobeln und Handschuhen entwickelte sich (nicht nur) durch die Musik eine ganz besonderen Atmosphäre des handwerklichen Tuns. Gespielt haben die Flötistinnen Vivien Schwarz und Olga Koring sowie Cellistin Anke Heyn; Gastgeber waren Daniel Thomas und Johann Möller.

Für den musikalischen Gottesdienst am Sonntag in der Klosterkirche am Sonntag konzipierten wir die Bach-Kantate „Was Gott tut, das ist wohlgetan" (BWV 89) als Mitmach-Kantate: mit begeisterten Laien aus dem Publikum - sowohl im Chor als auch im Orchester - wurde das Werk unter Leitung von Vivien Schwarz vor Ort gemeinsam geprobt und am Sonntagmorgen aufgeführt. 



MITWIRKENDE

Stephanie Winker & Franziska Ritter (Künstlerische Leitung), Elena Graf (Violine), Felix Winker (Horn), Stephanie Winker (Querflöte), Hansjacob Staemmler (Klavier & Cembalo), Panu Sundqvist (Cello), Christoph Brosius (Leitung Denkwerkstatt), Kristina Lohe (Kloster Volkenroda), Daniel Thomas (Kloster Volkenroda) Christian Siegmund (1:1 CONCERTS), Anke Heyn (Violoncello), Olga Koring (Querflöte), Vivien Schwarz (Querflöte), Heike Bebenroth (Besucherservice), Thomas Bardeck (Licht), Jens Jablonka (Koch), Astis Krause (Fotografin), Ursula & Heiner Winker und viele viele weitere mithelfende und mitgestaltende Menschen. 

Wir danken unseren Förderern und Unterstützern:

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