Die Kunst der Resonanz 14. Februar 2025

#1to1dialogues

Franziska: Liebe 1:1 Community, wir freuen uns, wieder zurück zu sein mit den 1:1 DIALOGUES - ein Format, das wir im letzten Winter zum ersten Mal getestet haben und mit vielen tollen Gästen über Themen gesprochen haben, die uns beim 1zu1-Format am Herzen liegen. Für diese Saison haben wir uns was ganz Besonderes ausgedacht: wir möchten uns selbst und andere überraschen -  ein zentrales Thema bei den 1zu1 Konzerten. Ich habe einen neuen Gast ausgewählt, der gleich auf Christian treffen wird, der noch nichts von seinem Glück weiß. Wir überraschen uns also gegenseitig - ich Christian und Christian mich - und bringen immer wieder spannende Gäste mit ins Spiel, die ein bestimmtes Thema im Gepäck haben. Heute begrüße ich Anemone Zeim. 

Anemone, du bist in Hamburg und hast ein fantastisches Projekt, Produkt, einen fantastischen Ort geschaffen, der sich mit Trauerarbeit auseinandersetzt: “Vergiss mein nie”. Wir kennen uns aus dem Kontext der Kultur- und Kreativpiloten. Dein Projekt und unsere 1:1 CONCERTS wurden 2021 ausgezeichnet, der berühmte Corona-Online-Jahrgang. Das heißt, wir haben uns in diesem Jahr leider gar nicht live gesehen und holen das jetzt quasi nach.

Im Vorfeld auf diesen 1:1 DIALOGUE haben wir besprochen, dass wir rund um das Thema Resonanz sprechen wollen. Christian weiß noch nichts davon, aber es gibt in deiner Arbeit und in unserer Arbeit ganz sicher starke Verbindungen und ihr habt die nächste Viertelstunde Zeit, euch kennenzulernen und dann selbst zu bestimmen, wo euch die Reise hinbringt zu diesem Thema. Bist du auch so aufgeregt wie ich? 

Anemone: Ich bin super aufgeregt. Ich wirke ganz cool, aber innerlich brodelt es und ich bin ganz gespannt und freue mich einfach tierisch jetzt auf die nächsten 15 Minuten 

Franziska: Super, dann bringe dich jetzt zu Christian und wünsche euch viel Vergnügen.

© Ilona Habben

Anemone: Hallo. Es hat ein bisschen was von einem Blind Date. 

Christian: Ja, auf jeden Fall. 

Anemone: Ich freue mich, dich kennenzulernen. Ich bin Anemone, ich komme aus Hamburg. Was ich mache, ist das Unsichtbare sichtbar machen in verschiedenen Bereichen, vor allem zum Thema Trauer. Ich habe mir einen bestimmten Namen erarbeitet, weil wir die Trauerarbeit, die Trauerbewältigung bei „Vergiss mein nie” ein bisschen anders angehen, ein bisschen überkonfessioneller, kreativer und farbenfroher. Ohne dass das jetzt sehr wild wird, sondern es ist sozusagen Design-Therapie mit einem guten Schuss Humor und sehr viel Trauerkompetenz. Und Franziska hat mich gefragt, ob ich dich überraschen möchte oder ob sie dich mit mir überraschen darf. Und hier bin ich und ich würde gerne mit dir über das Thema Resonanz sprechen, wenn du möchtest.

Christian: Okay, sehr gerne. Also ich freue mich sehr, dich hier zu treffen. Ich war ein wenig aufgeregt, weil ich auch nicht wusste, wer und was mich hier erwischt. Ja, das Thema Resonanz ist ein sehr 1zu1-immanentes Thema, denn bei uns hat es ja eher nicht so viel mit dem Vergänglichen zu tun. Aber diese Resonanz, in der du arbeitest, geht ja fast in so einen transzendenten Bereich hinein. Oder wie würdest du das beschreiben? 

Anemone: Ja, also ich habe auch im Vorfeld darüber nachgedacht, aber es ist für mich gar nicht so schwierig, einen Bezug zu ziehen. Wir haben z.B. eine Ausbildung und da haben wir einen großen Workshop, bei dem es um das Thema Resonanz geht. Meine Arbeit macht bei vielen Menschen irgendwie ein komisches Gefühl, weil Trauer natürlich ein totales Tabuthema ist und man manchmal auch versucht, sich nicht „anzustecken” mit diesem Thema. Dabei ist es ist gar nicht so düster und dunkel, sondern es ist ja Arbeit unter Menschen, also eine Verbindung schaffen sozusagen - einmal zu der Person, die in Trauer ist und die gerade nicht weiter weiß und ich als Person, die das irgendwie sortiert, wie so ein Wollknäuel auseinanderzieht. Natürlich möchte ich in Resonanz gehen mit dieser Person, die wiederum funkt ja irgendwie dann auch in ein transzendales, vielleicht auch irgendwas, um wieder in Resonanz zu kommen vielleicht mit ihrer verstorbenen Person. 

Grundsätzlich ist es aber schon ein Thema, was uns verbindet, vielleicht Resonanz, die Parallele, die wir haben, ist, Menschen in den Moment zu holen. Weil der Moment sicher ist. Also viele haben Angst vor der Zukunft oder wollen die Vergangenheit festhalten, was immer keine so gute Idee ist. Und ich finde, im Hier und Jetzt zu sein und dann zusammen zu schwingen ist so ein Moment, der ist so zeitlos, oder? Zeitlosigkeit und der Moment, wo man sagt: „Hier ist alles in Ordnung.“

Und gleichzeitig ist es natürlich eine totale Dissonanz, wenn mich jemand nicht versteht ja, wenn ich auch vielleicht auch in der Trauer irgendwie mit jemandem reden will und die Person gibt mir irgendwelche Floskeln oder gibt mir irgendwie was, was jetzt gar nicht passt oder ich fühle mich nicht gehört.

Christian: Ja, und das Thema resoniert gerade ganz besonders mit mir, weil es in den letzten zwei Monaten drei Todesfälle gegeben hat in meiner Familie und in meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Ich habe also selber ein Stück weit Trauerarbeit mit mir selbst zu leisten. Einerseits dieses Resonieren mit der verstorbenen Person, aber auch das Resonieren mit Personen, die näher an der verstorbenen Person dran sind und trauern, z.B. auf einer Trauerfeier. Interessanterweise sagt man in der Schweiz Abdankung dazu. Also hat das auch was mit Danken und Danksagungen an das Leben, an das, was weiter resoniert, zu tun und das finde ich einen sehr zentralen Punkt beim Stichwort Trauerfeier. Gestaltet ihr da auch mit? Ist es auch Teil deines Jobs oder geht das eher in die psychologische Arbeit hinein?

Anemone: Also wir sind eher so ein bisschen die Verbindung zwischen sozialem System und eben dann Psychologie. Also Trauer ist da so ein bisschen ein Zwischenraum, der auch nicht so ganz abgedeckt wird von der Psychologie aus verschiedenen Gründen, weil Trauer auch keine Krankheit ist, die man so im Katalog abhaken kann. Trauerfeiern gestalten wir manchmal, aber jetzt nicht hauptsächlich, aber es ist natürlich ein super wichtiger Punkt, um abzuschließen und nochmal zu feiern, was irgendwie wichtig ist. Also Trauerfeier - super wichtiger Punkt - niemals canceln!

Was ich total interessant finde, dass viele Leute so Berührungsängste zu dem Thema haben. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass man bei Trauerfeiern auch immer so einen Zwang spürt, es ist ja schließlich irgendwie eine Bühne für nicht so sehr populäre Gefühle wie zum Beispiel Trauer, Traurigkeit, Weinen. Und ich finde es aber auch unglaublich berührend, berührt zu sein und zu weinen, oder? Auch von Musik zum Beispiel. Es gibt Musikstücke, die mich, egal in welcher Situation, zum Weinen bringen und die einen sofort wieder in so eine Stimmung bringen, oder?

Wir haben diesen einen Workshop, den wir mit dem Künstler XYZ gestaltet haben, der zum Thema Resonanz ganz gearbeitet hat. Der gestaltet zum Beispiel Klangbilder mit Wasser, er wandelt sozusagen Wasserwellen in Klang um. Was da meine wichtigste Erkenntnis war zum Thema Trauer und Resonanz war: es ist ja wie wenn du einen Stein ins Wasser wirfst - daraufhin kommt das Wasser in Schwingung. Beim Sprechen, beim Singen und in der Musik sind es parallel die Schallwellen, die ähnlich dem Wasser sich weiter bewegen.

Christian: Wie eine Dominokette, und es geht immer weiter und weiter und weiter. 

Anemone: Ja, der Mensch besteht zum größten Teil aus Wasser. Das heißt, wenn ich mit dir spreche, schwingt das Zellwasser in meiner Stimmlage, in meiner Stimme. Ganz typisch. Und du kannst dich dem gar nicht entziehen. 

Man hat bei Trauerarbeit ja oft das Gefühl, man muss jetzt super viel bewirken, aber manchmal reicht es, einfach nur zusammen zu sein und gemeinsam zu schwingen oder eben wirklich Dinge zu sagen, die beim anderen auf jeden Fall ankommen, auch wenn er es gerade noch nicht hören kann. Musik oder eben was ich zu dir sage, schwingt in dir. Und da kannst du entscheiden, so schwingt es irgendwie in Resonanz oder ist es eine Dissonanz. Und das finde ich total abgefahren, dass wir als Menschen uns so nahe kommen können, auch durch Geräusche, die wir machen und einfach liebevoll in die andere Richtung schicken. Das finde ich so verbindend, oder? Also dieses Gefühl, ich sage dir was und dein ganzes Zellwasser vibriert jetzt in dem Rhythmus oder in der Tonlage wo ich das mache. 

Christian:  Ja, also Resonare kommt ja aus dem Lateinischen und bedeutet, es erschallt wieder, es erklingt wieder. Das ist dieses Echo, das wieder erschallt und wieder ertönt an einer anderen Stelle und zu uns zurückkommt. Also eigentlich ist es ein Dialog, wenn man so will. Und besonders faszinierend in deinem Bereich finde ich eben diesen Dialog. Ja, so ein Stück weit mit dem Jenseits. 

Ich komme nochmal zurück zu dieser Abdankungsfeier von der ich sprach, da war es so verrückt weil die komplett geplant war von dem nicht mehr Anwesenden. Er hat dadurch mit allen gesprochen, also da waren auch teilweise Beispiele und Dialogfetzen, die ein Schauspieler vorgetragen hat, von unterschiedlichen Nachrichten, WhatsApps, Briefen und so weiter. Und diese Resonanz, die war wirklich irre. Also nicht wie diese normalen Feiern, wo dann verkündet wird, was dieser Mensch alles Tolles in seinem Leben geleistet hat, sondern nein, es waren so ganz feine Schwingungen. Ich finde, das passt auch total gut zur Resonanz, was einen dann wiederum angeregt hat und wieder was anderes zum Schwingen gebracht hat.

Anemone: Total. Und ich finde, das ist so ein zweites Thema. Es geht zum ganz großen Teil auch um Erinnerungen, also um das Echo, was jemand in einem Raum hinterlässt. Und der Raum kann sein „Familie”, kann sein „du als Person”, kann sein „Trauerfeier”. Es ist also nicht das Original, es ist immer ein Echo und es wird immer verfälscht durch die Person, die davon erzählt und  Erinnerungen teilt - eines der stärksten Mittel. Also ich nehme eben was auf und erlebe etwas mit jemandem und dann Jahre später erzähle ich es und verschenke es weiter. Und es ist so eine zeitverzögerte Welle, die unglaublich wirksam ist. Als trauernder Mensch gibt es fast nichts Schöneres als wenn man eine unerwartete schöne Erinnerung von jemandem geschenkt bekommt, die man gar nicht kannte, oder? Deswegen sind Trauerfeiern auch so wichtig, einfach um sich da nochmal gemeinsam auszutauschen. 

Christian: Absolut. Und es kommt ein ganz starker subjektiver Faktor nochmal dazu. Das erinnert mich an den wunderbaren Roman „Falschgeld“ meines Freundes Matthias Matschke, den ich vor ein paar Jahren gelesen habe. Der beginnt mit einem Vorwort und das lautet so: „Es ist nicht verwerflich, sich an etwas zu erinnern, das es nicht gegeben hat.“ Will sagen: Wenn ich dir zum Beispiel eine Anekdote erzähle, dann färbe ich die natürlich. Dann kommt es auf eine Art und Weise bei dir wieder an. Und so nimmt diese Resonanz über die unterschiedlichen Resonanzkörper, wie Menschen oder Räume oder was auch immer, wieder eine neue Färbung an. Und das heißt aber auch nicht, dass das nichts mit der Wahrheit zu tun hat, sondern es kommt eine kleine Farbe hinzu und verändert den Schall, wie er weitergeleitet wird, je nachdem, über welchen Transmitter er weitergesendet wird. Das finde ich ein ganz schönes Bild.

Anemone: Ja, also das erlebe ich in meiner Arbeit auch. Ich habe eine Erinnerungswerkstatt, wo wir Erinnerungsstücke erstellen, also wir verwandeln Sachen. Als kleines Beispiel: die Mutter hat einen selbstgestrickten Pullover gehabt. Dann ist sie gestorben, die Tochter hat ihn mitgenommen und er liegt ja da bei ihr und sie kann ihn nicht anziehen, weil das der Pullover der Mutter ist. Aber sie kann ihn auch nicht wegwerfen. Deswegen ist das irgendwie so eine Zwischenwelt. Und was wir machen, ist gemeinsam überlegen, was geht. Ja, es geht um das Material, und um den Geruch - nicht um den Pullover. Und in dem Fall haben wir ihn dann aufgetrennt und zu einem Schal umgestrickt: Also eine Transformation von dem wertvollen Material. Und eben zu ihrem Stück gemacht. Und jeder andere hätte es anders gemacht, auch mit Erinnerungen. Erinnerungen sind super subjektiv. Und es ist nicht so wie bei einer Zeugenbefragung bei der Polizei. Das ist gar nicht möglich.

Ich habe mal gelesen, wenn wir etwas erleben, dann bildet sich das ab in unserem Gehirn. Und wenn wir uns daran erinnern, also möglichst wenn es eine schöne Erinnerung ist, dann nimmt unser Gehirn wieder die gleiche Struktur an, wie in dem Moment, wo es passiert ist. Deswegen fühlen sich meine Erinnerungen auch so gut an. Aber natürlich wird es verwässert und natürlich sind wir mehr als nur ein Rechner, der Daten speichert. Und das ist ja auch total schön, wenn sich eben Sachen auch verändern und weiterentwickeln dürfen und man sie auch wieder abgleichen darf.

Wenn man fragt, wie lang Trauer dauert, wann Trauer endlich um ist (übrigens Top-Frage Nr. 1 an mich), wenn du nicht mehr um diesen Moment des Verlustes kreist, warum, wieso weshalb, sondern wenn du das Beste aus der Vergangenheit nimmst und es für dich verwandelst (wie dieser Pullover) und daraus eine alternative Gegenwart und neue Zukunft strickst. Also wenn du die Person und das, was du mit ihr erlebt hast, mit dir und deiner ganzen Resonanz mitnehmen kannst und sagen kannst, hey, das habe ich jetzt von meinem Freund gelernt oder das ist was, was ich mit meiner Mutter teile und das kultiviere ich weiter, das lebe ich weiter, weil dadurch diese Person auch ein Stück zu meiner Kultur wird, mit mir weitergeht. Und eben nicht in der Vergangenheit verhafte und versuche die Personen auf Teufel komm raus in ein Glas zu gießen oder ins Museum zu stellen, sondern ich kultiviere das weiter, dann ist es ein guter leichterer Prozess, der oft zur Erleichterung oder zur Linderung führt.

Christian: Ja, unbedingt, und ich glaube, dass es in dieser ganzen Trauerarbeit ja viel mehr um die, die noch da sind, also die zurückgebliebenen geht und eigentlich gar nicht so sehr, um den oder die Verstorbenen. Und es erlebt man oft, wenn jemand nicht mehr da ist, gerade bei Trauerfeiern, dass “er oder sie hätte das jetzt so gewollt” wo ich immer denke, das ist überhaupt nicht von Belang, also der oder die Verstorbene bekommt das gar nicht mehr mit. Es geht hier darum, dass wir Hinterbliebenen oder wir Weiterlebenden, um es positiv zu formulieren, ja voranschreiten müssen. Und da ist es ganz wichtig, uns in den Fokus zu stellen als Trauernde und zu schauen was brauchen wir denn, um positiv voranschwingen und verarbeiten zu können.

Anemone: Und das ist total schwierig. Also einerseits, am Anfang, wenn ein Verlust passiert, ist man in so einer Art Schockzustand: Du kannst gar nicht in Resonanz mit deinen eigenen Gefühlen gehen. Das ist wie so ein zugefrorener Goldfischteich -  du siehst die Goldfische aber kommst irgendwie nicht dran. Deswegen kannst du gar nicht so genau sagen, was du jetzt möchtest und was du dir wünschst. Dabei ist das eigentlich der Schlüssel dafür. Deswegen ist Trauer auch einfach eine Arbeit mit der Zeit. Und auch Gemeinschaftlichkeit, Teilen von Erinnerungen, Teilen von Nähe, Teilen von Dingen und auch in Resonanz gehen mit der Veränderung und sich vielleicht auch mal auf neue Melodien einlassen, dass es irgendwie anders schwingen darf in Zukunft. 

Christian: Ja, weil sich die Gleichgewichte ja auch verschoben haben und man Teil dieses Neuen werden muss und als Pilot:in hindurch steuert, anstatt Leidender oder Opfer des Trauerprozesses zu sein. Es ist so wichtig für eine gute Resonanz, das positiv umzuschwingen und umzudeuten. 

Anemone: Ich möchte gerne noch eine Geschichte mit dir teilen, denn ich habe selbst sehr starke Trauer erlebt. Als ich sehr jung war, ist meine Schwester gestorben und ich war sehr verloren und es gab keine professionellen Angebote, aber ich habe damals aus einem Affekt heraus angefangen, Gesangsunterricht zu nehmen und das war unglaublich interessant, wie mir das geholfen hat. Also wieder den ganzen Körper zum Schwingen zu bringen und auch „abzubröseln” was so erstarrt ist. Das war so befreiend, sich auch inhaltlich verschiedenen Themen und Songs zu widmen, aber auch zu merken, wenn ich mich nicht gut fühle, dann komme ich auch nicht gut in eine gute Stimme. Das war eigentlich so eine Art Trauerbewältigung für den ganzen Körper. 

Christian: Ja, und zwar nicht nur für das Individuum, sondern auch das Kollektiv, wenn ich jetzt an diese Trauerfeier zurück denke. Wie wir da als Trauergemeinde im Dialog mit einem Madrigalchor gesungen haben. Und als Kollektiv in einer Gemeinde bei der Trauerfeier zu singen, ist so wichtig, weil einfach alles durch unseren Körper schwingt und eben nicht nur durchs Sprechen, sondern so noch viel stärker in Bewegung kommt und sich eben auch lösen kann. Und diese Trauer nicht statisch wird, sondern über die Musik, über das Schwingen eine Leichtigkeit erfahren kann. 

Anemone: Und es gibt halt auch mehr als nur Wörter und Sprache. 

Christian: Ja, unbedingt. Das ist eine große Überraschung hier für mich mit dem Gespräch mit dir. Es schwingen natürlich ganz viele persönliche Sachen mit. Also es ist ein Thema, das die meisten von uns ja kennen. Je älter man wird, desto mehr kennt man das Thema. Insofern ist es universell. Und ich halte es für sehr wichtig und ganz großartig, dass es da so einen feinsinnigen Menschen wie dich gibt, der beim Resonieren helfen kann. Ich bedanke mich schon mal an dieser Stelle für diesen wunderbaren Austausch. 

Anemone: Vielen Dank, wie schön, dass ich dich positiv überraschen konnte. Vielen Dank für dieses schöne Gespräch Christian. 

© Ilona Habben

Franziska: Anemone, Christian, willkommen zurück. Nun bin ich natürlich super neugierig, wie es euch geht. Es scheint emotional gewesen zu sein.

Anemone: Ja, also ich meine, es ist viel zu wenig Zeit, Franziska, das weißt du selber. Es war ein wilder Ritt, würde ich sagen, auf meiner Gefühlswelle und wir haben versucht, einmal alles kurz zu streifen und ich fand es sehr inspirierend mit dir Christian, zu sprechen und sehr berührend auch und danke, dass du dich darauf eingelassen hast, auf dieses auch nicht so populäre Thema.

Christian: Ja, also mein Dank geht an dich, Anemone. Ich habe es gerade schon gesagt, das ist eine wundervolle Überraschung für mich gewesen, mit dir zu sprechen. Ein Thema, mit dem ich große Erfahrung habe und persönliche Berührungspunkte natürlich habe, wie viele Menschen, aber es nochmal durch die Wahl des Mottos also der Resonanz, durch diesen Filter hindurch zu sehen, fand ich richtig wichtig und hat für mich auch neue Kanäle nochmal geöffnet. Und vor allem es auch über diesen musikalischen Aspekt zu sehen, wie Musik, wie Singen, wie das Strömen in der Resonanz ein ganz wichtiger Teil dieser Trauerarbeit sein kann.

Ja, ich bin ein bisschen sprachlos jetzt und bin auf jeden Fall ganz berührt von unserem wunderbaren, resonierenden Blind Date, liebe Anemone. Tausend Dank an dich. Hinter dir steht „Vergissmein nicht”, also ich werde dich und dieses Gespräch auf keinen Fall vergessen. 

Franziska: Ja vielen Dank. Das freut mich total zu hören, dass ihr eine gute Zeit hattet. Vielen Dank an euch beide, dass ihr euch auf das Abenteuer eingelassen habt. Und wünsche euch und unseren ZuhörerInnen noch einen schönen Tag.

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