Künstlerin Johanna Knöpfle und „Die Ästhetik der Beziehung“ 23. September 2023

#interview

Johanna Knöpfle

© Matthias Schenkl

Am 30. September startet unsere 1:1 CONCERTS Serie EIN KLANG mit der Natur. Wir machen die Natur zum zentralen Thema und die Hörer:innen kommen dabei in den Genuss eines 1:1 CONCERTS in der schönen Linzgau-Landschaft: im Forst, auf dem Feld und im Salemer Schlosspark. Wir kooperieren zu diesem Anlass mit der bildenden Künstlerin Johanna Knöpfle, die die Konzertorte im Spannungsfeld von Natur und Kunst gestalten wird. Zum ersten Mal werden die Spielorte also nicht von den Gastgeber:innen selbst inszeniert, sondern aus einer künstlerischen Position heraus entwickelt. Unser künstlerischer Leiter Christian Siegmund hat für Euch mir Johanna über ihr Vorgehen gesprochen.

„Die Musik die ich gemacht hätte“, 2016, Material Notenpapier, 84 x 64 x 85 cm. Gesamt- und Detailansicht

„Die Musik die ich gemacht hätte“, 2016, Material Notenpapier, 84 x 64 x 85 cm. Gesamt- und Detailansicht

© Johanna Knöpfle

Johanna, welche Themen stehen im Zentrum deines künstlerischen Schaffens?

Das zentrale Thema meiner Arbeit ist die Beziehung. Ich übertrage eigene Erfahrungen und Beobachtungen in eine künstlerische Sprache, um die vielen Facetten einer Beziehung mit unterschiedlichsten Materialien und Techniken darzustellen. Beziehungen sind immer relevant, ob zu einem anderen Menschen oder Lebewesen, zu sich selbst, der Natur oder einem Ort, gesellschaftlichen Fragestellungen, der Zukunft oder Vergangenheit. Meine Beziehung zur Musik habe ich zum Beispiel 2016 in der Installation „Die Musik die ich gemacht hätte“ bearbeitet.

„Der Geheimbund“, 2018, Ölfarbe, Ölpastelle, Epoxidharz, Siampapier auf Leinwand, 190 x 230 cm

„Der Geheimbund“, 2018, Ölfarbe, Ölpastelle, Epoxidharz, Siampapier auf Leinwand, 190 x 230 cm

© Johanna Knöpfle

Wie bringst du deine Themen an dein Publikum?

In erster Linie natürlich über die Kunstwerke und über den Dialog. Seit 2017 betreibe ich gemeinsam mit meinem Mann Matthias Schenkl den Showroom „L wie Materie“, in dem es immer Hintergrundwissen über meine Arbeiten aus erster Hand gibt. Die Ausstellungsräume bilden die Basisstation, an der ich das ganze Jahr über eigene Werke präsentiere, Gastausstellungen kuratiere, Kunstvermittlung betreibe und natürlich Veranstaltungen organisiere, wie die wunderbaren 1:1 CONCERTS. Egal, wann man dort vorbeikommt, es gibt immer was zu sehen! 2022 ist zudem ein umfangreicher Werkband mit dem Titel „Die Ästhetik der Beziehung, die Demontage der Ästhetik” erschienen. 

Der Werkband „Die Ästhetik der Beziehung, die Demontage der Ästhetik“, 2022

Der Werkband „Die Ästhetik der Beziehung, die Demontage der Ästhetik“, 2022

© Johanna Knöpfle

Der Werkband ist im „L wie Materie“, neben etlichen anderen Werken erhältlich. Aber auch auf meiner Website und in Ausstellungen im In-und Ausland sind meine Werke präsent. Ich freue mich immer über neue Anfragen, da jeder weitere Ort einen anderen Kontext und neue Menschen mit sich bringt. 

„You my other“, 2018, Siampapier und Epoxidharz, je 90 x 150 x 180 cm

„You my other“, 2018, Siampapier und Epoxidharz, je 90 x 150 x 180 cm

© Johanna knöpfle

Im Lockdown hat es bereits im „L wie Materie“ 1:1 CONCERTS gegeben. Wie bist du damals auf unser Projekt aufmerksam geworden?

Die Pandemie hat mich dazu veranlasst, neue Präsentationsformen zu finden. So haben wir zum Beispiel einen Lyrischen Adventskalender mit Gedichten und Liedtexten und eine Ausstellung über die Fenster des „L wie Materie“ entworfen. Das hat super funktioniert, da die Menschen einfach von draußen nach innen schauen konnten und sich an der frischen Luft ihren künstlerischen Input holten. Anhand unserer Ausstellungstätigkeit konnten wir so ebenfalls mit den Gastkünstler:innen einen solidarischen Beitrag leisten und weiterhin interessante Positionen präsentieren. 

Das Setting der 1:1 CONCERTS von 2020 in einer fotografischen Installation von Matthias Schenkl

Das Setting der 1:1 CONCERTS von 2020 in einer fotografischen Installation von Matthias Schenkl

© Matthias Schenkl

Eine Freundin, die Kontakte zur Staatsoper Stuttgart hatte, erzählte mir in dieser Zeit von 1:1 CONCERTS. Ich war sofort begeistert! Da ich immer wieder genreübergreifend arbeite, hat die Idee gleich meinen kreativen Nerv getroffen. Kurzerhand haben wir beschlossen, hier in Salem solch einen Begegnungs- und Konzertort zu schaffen. Musiker:innen der Staatsoper Stuttgart als auch der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz haben damals die Konzerte bei uns im „L wie Materie“ realisiert. Die Gäste saßen inmitten einer fotografischen  Installation von Matthias Schenkl.

Inspiriert durch die 1:1 CONCERTS habe ich 2021 die Idee der nonverbalen Begegnung von Kunst, Musik und Mensch mit dem Musiker Bernhard Klein, der auch diesmal in Salem spielt, weiterentwickelt. Bernhard komponierte ein Stück zu einem meiner Bilder. Durch den Blick auf das Kunstwerk in Verbindung mit der Musik haben wir eine neue Ebene der Wahrnehmung geschaffen.

„Die Substanz“ 2021, in Zusammenarbeit mit Bernhard Klein

„Die Substanz“ 2021, in Zusammenarbeit mit Bernhard Klein

© Johanna Knöpfle

Für unsere gemeinsame Konzertreihe EIN KLANG Natur inszenierst Du drei Konzertorte in der Natur. Wie gehst du da vor? Worauf dürfen wir uns freuen?

Kunst in der Natur ist ein herausforderndes Unterfangen. Meiner Meinung nach muss man der Natur an sich nichts „beifügen”. Wenn ich also wie jetzt bei den 1:1 CONCERTS den Auftrag habe, einen Spielort zu gestalten, dann versuche ich entweder so wenig wie möglich zu verändern und mit den gegebenen Orten und Materialien zu arbeiten oder bewusst einen künstlichen Aspekt einzufügen, der die natürliche Form unterbricht. Dafür muss ich mich zu gegebener Zeit mit dem Ort vertraut machen, die Lichtverhältnisse und Stimmungen beobachten, um dann darauf reagieren zu können. Freuen könnt Ihr Euch auf Spielorte, die Lust auf mehr machen: mehr Musik, mehr Kunst und mehr Begegnung!

Johanna bei der Entwicklung ihrer Installation „Der goldene Käfig“, 2019

Johanna bei der Entwicklung ihrer Installation „Der goldene Käfig“, 2019

© Matthias Schenkl
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